Milow wurde am 21.10.2017 geboren.
Seine Vater ist Idur von Brusendorf (Rudi) und seine Mutter ist Riekendahl's Jajpiri (Piri)
Seine Urgroßtante Riekendahl's Amrei (Raissa) hat vor Milow bei mir gelebt. Durch Raissa habe ich meine Liebe zu der Rasse Eurasier entdeckt. In meinem Blog
raissa-und-ich erzähle ich von meiner Zeit mit Raissa.
Milow erinnert mich in seiner Art und seinem Aussehen jedoch mehr an seine Urgroßmutter Riekendahl's Alenka (Lenka).
Milow ist ein rotfalbener, schlanker, agiler und aufgeweckter Rüde. Mit einer Höhe von 52 cm und einem Gewicht von 20 kg wirkt er eher schlank als mächtig. Er ist motorisch sehr geschickt, lebensfroh und neugierig.
Milow hat einen lebendigen und manchmal auch einen tänzelnden Gang. Er nimmt jede Hürde mit Leichtigkeit, er ist geschickt im Balancieren und Springen. Ein Zaun von einem Meter Höhe ist für Milow kein Hindernis.
Milow ist neugierig und untersucht alles. Er ist ein aufmerksamer Jäger. Immer auf der Pirsch, immer auf der Lauer. Ohne Leine kann Milow daher nicht geführt werden. So gut Milow auch an der lockeren Leine läuft, und so gut er dabei auch gehorcht, sobald er ein Wildtier in der Nase hat oder mit den Augen fixiert, kommt der Jagdtrieb durch. Dann vergisst er alles andere.
Zuhause ist Milow ein toller Familienhund. Gegenüber Kindern ist Milow vorsichtig und zurückhalten. Gegenüber bekannten Menschen ist Milow freundlich und verspielt. Gegenüber Fremden ist Milow gleichgültig. Nicht distanziert, aber er gibt einem Fremden auch keine Aufmerksamkeit. Milow ist wenig bellfreudig und im allgemeinen ein sehr Ruhiger. Im Haus ist er jedoch ein guter Wachhund. Sind Fremde an der Haustür, schlägt er sofort und beeindruckend an.
Milow ist unternehmungslustig und er liebt Spaziergänge und Ausflüge. Er braucht Auslauf und er braucht Beschäftigung. Aber er ist dabei nicht fordernd. Wenn ich mal einen Tag wenig Zeit für Aktivitäten habe, kann er auch den heimischen Garten genießen und einen ruhigen Tag gelassen verschlafen.
Ich denke, Milow ist ein ganz typischer Eurasier.
Wie Milow zu mir kam
Im Juli 2020 sah ich auf der Webseite www.riekendahl.de einen Artikel über Riekendahls Motte. Er suchte ein neues Zuhause. Er habe einen ausgeprägten Jagdtrieb und die Besitzer müssen ihn deshalb abgeben. Der neue Besitzer soll bewegungsfreudig sein, mit dem Jagdtrieb umgehen können und eine liebevolle und konsequente Erziehung geben können. Er sollte viel Zeit für den Hund haben. Ein eingezäunter Garten wäre schön. Ich fühle mich sofort angesprochen und so nehme ich Kontakt zu den Besitzern von Motte auf. Ich lade sie zu mir ein.
Sofort ist da Kontakt zwischen mir und Motte. Er kommt angeberisch zu mir und präsentiert sich stolz. Und ich denke: Ja, was für ein toller Hund.
Wir setzen uns auf die Terrasse.
Und als erstes gibt es Streit. Nelly, meine Silken Windsprite Hündin, macht Motte fertig. So kenne ich sie kaum. Ich bin ganz erschrocken und entschuldige mich. Das fängt ja gut an, denke ich.
Die Hunde geben Ruhe und wir unterhalten uns. Mir wird von all den Problemen berichtet, die der starke Jagdtrieb verursacht. Während ich zuhöre, denke ich: Das kenne ich, damit habe ich Erfahrung. Schließlich sage ich zu, den Hund aufzunehmen.
Die Vorbesitzerin hat für eine sehr gute Übergabe gesorgt. Am Tag vor der Übergabe war sie bei mir um alles zu besprechen. Sie hat mir einen Berg an Sachen gebracht. Sein Futter, sein Geschirr, seine Leinen, sein Spielzeug, einfach alles. Und wir reden ausführlich. Zum Abschluss bittet sie mich um ein getragenes Wäschestück von mir. Sie möchte es Motte für die Nacht mit in den Korb legen.
Am nächsten Tag, am 22.7.2020, kommen die Beiden zu mir. Die Vorbesitzerin bringt Motte zu mir, wir sprechen miteinander, beide sind wir recht emotional. Sie berichtet, Motte hätte angekuschelt an meinen T-Shirt geschlafen. Und er wollte heute unbedingt zu mir. Ich bedanke mich für alles und sie verabschiedet sich und geht.
Motte sitzt vor der Tür uns winselt. Wo ist Frauchen?
Ok, das war zu erwarten. Ich hatte mir für den Moment überlegt, dass wir spazieren gehen werden. Spazieren verbindet und lenkt ab.
Der Spaziergang ist entspannt. Ich staune, wie gut Motte an der Leine geht. Ja, der Jagdtrieb wird auch sofort deutlich. Ich bin mir sicher, diesen Hund werde ich höchstwahrscheinlich niemals ohne Leine führen können. Er beobachtet mich ganz genau, und ich beobachte ihn. Wir lernen uns kennen. Ich gebe ihm einen neuen Namen. Sein Rufname ist nun Milow. Nach ungefähr drei Tagen hört Milow auf Milow.
Im Bezug auf Milow und Nelly kann ich nicht viel berichten. Sie beobachten sich. Beim Spaziergang hängen sie immer zusammen, um an einer interessanten Stelle gemeinsam zu schnüffeln. Zuhause liegen sie meisten nebeneinander und schlafen. Nur gegessen wird getrennt, denn leider gab es bei Leckerlies schon mal Streit.
Es dauert ungefähr zwei Wochen, bis Milow angekommen ist. Nach zwei Wochen hatte ich das erste mal das Gefühl, Milow weiß mich einzuschätzen. Weiß, wann wir spazieren gehen. Wann ich zur Arbeit fahre, wann wir schlafen gehen. Er wirkt entspannt, verspielt, zufrieden. Und er ist immer bei mir. Er ist immer an meiner Seite. Ich sitze auf der Terrasse? Milow neben mir. Ich gehe rein zum Kochen? Milow neben mir. Ich sitze vorm Fernseher? Milow neben mir. Ich gehe ins Bett? Milow neben mir. Überall ist Milow neben mir.
Im Laufe der Zeit lerne ich Milow besser kennen. Er ist wirklich ein ausgeprägter Jäger. Ich verstehe gut, wenn Leute damit Schwierigkeiten haben. Mein erster Eurasier hatte auch einen stark ausgeprägten Jagdtrieb. Mühsam mußte ich in den letzten 15 Jahren lernen, damit klar zu kommen. Darum traue ich mir nun aber auch zu, Milow gerecht zu werden.
Die nächsten Wochen testet Milow mich. Immer wieder will er mich dominieren. Bei mir aufreiten. Und er leckt mich ab. Von oben bis unten und zurück. Eigentlich gilt das ja als Liebesbeweis. Aber Milow übertreibt es maßlos. Es ist mehr Dominanz als Liebe. Ich reagiere mit einer Mischung aus Ignoranz und Abschiebung darauf. Wenn es mir echt zu doll wird, schiebe ich ihn mit dem „Schnauzengriff“ weg. Das versteht Milow sofort.
Ungefähr drei Wochen später zeigte Milow dieses Verhalten nicht mehr. Bei den Spaziergängen ist Milow sehr lebendig und interessiert. Zuhause ist Milow ruhig und schläft viel, am liebsten im Garten.
Und dann plötzlich wird Nelly läufig. Mit ihren dreizehn Jahren ist sie schon lange nicht mehr läufig gewesen. Aber jetzt, mit einem Rüden im Haus, kommen bei ihr die Hormone durch. Tja, da hilft nur eines: Die Beiden räumlich trennen. Und getrennt Gassi gehen. Ich bin wohl ewig nicht mehr soviel unterwegs gewesen wie zu dieser Zeit.
Nun habe ich also Milow von seiner „rüdigen“ Seite kennen gelernt. Das war schon eine Herausforderung.
Alles in Allem muss ich sagen: Milow ist ein toller Hund. Ein richtiger Kumpel und ein treuer Gefährte. Ich bin dankbar, ihn an meiner Seite zu haben.
Über den Eurasier, Autorin: Ulrike Jürgensen
„Junge Rasse mit alten Wurzeln“
(Quelle: Rasseportrait in der "Snipp", Frühjahrsausgabe 2012, Autorin: Ulrike Jürgensen)
Der Eurasier gilt als jüngster deutsche Rassehund. Es gibt ihn seit 1960 und er entstand aufgrund einer Initiative von Rassegründer Julius Wipfel unter fachlicher Begleitung und Beratung von Verhaltensforscher Konrad Lorenz. Gleichzeitig reichen die Wurzeln seiner drei spitzartigen Ausgangsrassen Wolfspitz, Chow-Chow und Samoyede bis in die Zeit der Torfspitze zurück. Diese „Ur-Spitze“ zählten im Zeitalter der Jungsteinzeit zu den ersten Begleitern der Menschen, als diese begannen sesshaft zu werden. Eigenschaften wie Ortstreue und Wachsamkeit sowie eine hohe Fähigkeit, sich sozial und flexibel an das menschliche Leben anzupassen, waren von jeher die wichtigsten und besten Eigenschaften der spitzartigen Hunde, welche sich wie ein roter Faden bis zum heutigen Rassehund fortsetzen. Gerade im Eurasier entfalten sich diese uralten Eigenschaften bis zum heutigen Tage in Wesen und Aussehen noch ganz unverfälscht, so dass man das Gefühl hat, in diesem Hund ein Stück unverbildete Natur vor sich zu haben. Uralt und doch ganz jung – quasi alterslos scheint sich dieser Hundetyp aus den frühesten Anfängen bis in unsere heutige moderne Zeit an der Seite des Menschen ganz natürlich gehalten zu haben. Ohne züchterische Übertreibungen und ohne großes Aufsehen. Spitzartige Hunde oder Hunde vom Urtyp, wie es in der Klassifikation des FCI heißt, gibt es in vielen Varianten. Was aber macht das Besondere des Eurasiers aus? Man erkennt ihn an seinen typisch nordischen Konturen: ein mittelgroßer, dicht behaarter, spitzartiger Hund mit viel Unterwolle, Stehohren und nach vorn über den Rücken gerollter buschiger Rute, der einen stolzen Ausdruck hat und ein der Familie sehr zugewandtes Wesen besitzt, ausgestattet mit einer außerordentlich hohen Toleranzschwelle. Seine Ausgeglichenheit, seine unbestechliche Wachsamkeit, ohne dabei ein Kläffer zu sein, und seine attraktive und dabei natürliche Ausstrahlung machen den Eurasier zu einem idealen Familienhund. Durch die Verkreuzung seiner drei Ausgangsrassen bietet der Eurasier, der in seiner Geschichte niemals nach bestimmten Farben gezüchtet wurde, eine schier unerschöpfliche Variationsbreite von Fellfarben, deren Palette vom tiefen Schwarz über Grau und Silber bis hin zu Wildfarben, Rot und Falben in allem möglichen Schattierungen reicht – mit und ohne Maske. Mit rosa, gefleckter oder blauer Zunge – ein Erbteil des Chow-Chows. Dieses individuelle Erscheinungsbild macht jeden Eurasier einzigartig und unverwechselbar. Jeder Eurasier ist ein Original: etwas Kostbares in unserer Zeit, in der alles kopiert und nachgeahmt wird. Eine besondere Rasse, die nicht auf Konformität und genauen Typ gezüchtet wird, sondern bei der auf Merkmale wie Gesundheit, Wesensfestigkeit und genetische Vielfalt Wert gelegt wird. So wird es gern akzeptiert, dass es – bedingt durch den genetischen Einfluss der Ursprungsrassen – verschiedene Typen des Eurasiers gibt, solange die Rahmenbedingungen des FCI-Rassestandards Nr. 291 erfüllt werden. Manche Eurasier wirken etwas stämmiger, andere wiederum „sportlicher“. Auch wesensmäßig ist hier eine große Bandbreite festzustellen: mancher Eurasier ist Fremden gegenüber sehr reserviert, mancher dagegen geht aktiv auf Besucher zu, um sich Streicheleinheiten abzuholen. Äußerlich wie innerlich ist der Eurasier ein großes Überraschungspaket. Und wer einen hat, den lässt die Faszination Eurasier nie wieder los.